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Künstler: Hosue of lords Album: World upside down Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Your eyes Autor: Tobias Ähnlich lang, wie die Mitgliederliste des 707 Mitglieder starken gleichnamigen britischen Legislativ- und Exekutivorgans gestaltet sich vermutlich auch die Bandgeschichte des Hochadels des Hard Rocks. Nach einem unglaublichen selbstbetitelten Erstlingswerk und einem ebenbürtigen Nachfolger („Sahara“), trennte sich die Formation, die von ständigen Mitgliederwechseln und gekränktem Stolz gezeichnet war, im Jahre 1993, kurz nach dem Release ihres dritten Albums „Demons down“. Im Gepäck hatten die Künstler zu jenem Zeitpunkt neben euphorischen Kritiken der gesamten Fachpresse, bereits etliche Gold- und Platinauszeichnungen, so dass das Ableben der Edelmänner eine gewaltige Lücke im Hardrock-Bereich hinterließ. Als nicht ganz ungefährlich sollte sich angesichts einer solchen Vergangenheit folglich eine Reunion im Jahre 2004 erweisen, der sich zwar insgesamt vier der fünf Gründungsmitglieder anschlossen, den Keyboarder und das kreative Aushängeschild der Hardrocker Gregg Giuffria allerdings vermissen ließ. So begab es sich, dass „The power and the myth“, ob des Fehlens Giuffrias kompositorischer Genialität eher profan und langweilig, denn bombastisch und stimmungsvoll wirkte. Anno 2006 ist Giuffria zwar nach wie vor kein vollwertiges Bandmitglied, steuert aber dennoch auf dem nunmehr fünften Silberling der Truppe einige Keyboardpassagen bei und zeigte sich im Vorfeld des Releases maßgeblich am Entstehungsprozess beteiligt. So vermag der Famulus den hier betrachteten Epos, genannt „World upside down“, als das eigentliche Comeback-Album des Oberhauses zu qualifizieren, zumal auch das dargebotenen Liedgut (mit Ausnahme einiger winziger Passagen) nahtlos an die Qualitäten des 1992er-Werks „Demons down“ anzuknüpfen weiß. Minnesängers James Christian, der in den letzten Jahren mit seiner zunehmenden Leibesfülle offensichtlich auch noch einmal an Stimmvolumen gewonnen hat, ruft auf „World upside down“ eine wirklich phänomenale Gesangsleistung ab, die verdeutlicht, dass werte Herr noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Stimmlich liegt Christian nach wie vor wohl irgendwo zwischen den Barden Bryan Adams und Jorn Lande, die er aber auf „World upside down“ vor allem in den ruhigeren Passagen nicht nur hinsichtlich des Lebensalters einmal mehr locker zu überflügeln weiß. Letztendlich aber bildet das Gerüst der Kompositionen allerdings der für das House of lords so typische Bombastfaktor, der den äußerst traditionellen Sound der Mannschaft spielend in das neue Jahrtausend zu transponieren vermag, ohne angestaubt oder veraltet zu wirken. In diesem Zusammenhang sei der getreue Leser auch auf die Album-Produktion des Khymera-Frontmannes und Gildekollegen Dennis Ward verwiesen, die wie immer herausragend und vor allem absolut zeitgenössisch ausfällt. Dennoch kann und darf man auch vom Hochadel des Genres anno 2006 keine Veröffentlichung erwarten, die großartig neue Aspekte aufzeigt, geschweige denn die Welt auf den Kopf stellt, so wie es der Albumtitel anzudeuten vermag. Aber war es nicht schon immer so, dass die Adligen das Experimentieren und Entdecken den zahlreichen jüngeren Scharen vorbehielten? So bekommt es der Käufer also auch auf „World upside down“ vorrangig mit althergebrachten, aber hochmelodiösen Mid-Tempo Rockern zu tun, die allesamt mit einem konstanten Härtegrad und hymnenhaften Refrains ausgestattet sind, die ihn sogar bis in seine Träume verfolgen werden. Besonders in der zweiten Hälfte der Tonkonserve finden sich mit dem sinnlichen „Your eyes“, dem heimlichen Hit „Ghost of time“ und dem überaus kommerziellen und radiotauglichen „S.O.S. in America“ drei übelst geile Gassenhauer wieder, die nicht nur in diesem Jahr getrost zur absoluten Speerspitze des adult orintated Rock gezählt werden dürfen. Mit „Rock bottom“ befindet man sich überdies auch härtetechnisch ganz vorne: Der Song reißt mit seinem mächtigen Riffing unzweifelhaft selbst die eindrucksvollste Festung nieder! Natürlich kommt aber auch die Schmuse- und Kuschelfraktion auf ihre Kosten (bei den ausdrucksstarken Powerballaden „All the pieces falling“ und „Field of shattered dreams” verlor sicherlich so manch spröde Magd ihre Unschuld), so dass House of lords ihrer Zuhörerschaft ein ausgewogenes Melodic Rock-Mahl feilbieten, das gleichermaßen natürlich wie abwechslungsreich aus dem Grammofon tönt, dabei aber allzu seichtes Fahrwasser gekonnt umschifft. Einzig der groovende Rocker „I’m free“ und das autobiographische „My generation“ fallen gegenüber den übrigen Kompositionen geringfügig ab. Bis zur Perfektion fehlt dem Oberhaus also nur noch ein winzig kleines Stückchen. So sollte dass gemeine Volk also willig einen kleinen Obolus in Höhe von etwa 15 Silberlingen entrichten, um in den Genuss dieses Epos kommen zu dürfen. Es wird ihm mit nahezu einer ganzen Stunde zauberhafter Wohlklänge gedankt.
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